Straussentanz für Dietwil

Da jubelten die Kinder aus dem oberen Freiamt, als auf dem Straussenhof in Müswangen die halbwüchsigen Strausse ihren spektakulären Tanz vorführten. Beim anschliessenden Wettrennen zeigten die grossen Vögel, die nicht fliegen, dafür über 70 km/h schnell rennen können, ihr wahres Temperament. Begeistert feuerten die Kinder die Tiere an.

Rita und Herbert Jung-Sattler züchten und mästen auf ihrem Hof Strausse im Nebenerwerb. Der Betrieb wird nach den Bio-Suisse Richtlinien bewirtschaftet. Die grossen, 1,5 kg schweren Strausseneier, die 25 Hühnereiern entsprechen, werden in der eigenen Brüterei ausgebrütet und die Küken aufgezogen. Anfang Juni schlüpfen die ersten Jungtiere, das veranlasste den Frauenbund Dietwil nach dem längsten Tag einen Ausflug zum Straussenhof auf dem Lindenberg zu organisieren.

Wer hat schon ein Straussenbaby gesehen?
Die Sonne scheint, die Stalltüre kann geöffnet werden, die herzigen Jungtiere setzen sich neugierig in Szene. Der Rücken sieht etwas komisch aus, erinnert fast an einen Igel. Rita Jung nimmt ein Küken zum Streicheln auf den Arm, was natürlich ein besonderes Erlebnis ist. Wer die Ohren spitzt, hört auch die leisen, melodischen Rufe.

Wer denkt, dass Strausse Steine fressen?
Unglaublich, was Rita Jung alles zu erzählen weiss. Strausse sind eigentlich Pflanzenfresser. Sie lieben Gräser, Körner, Futterwürfel, nicht verschmäht werden auch Würmer und Insekten, die sie auf dem Boden finden. Was aber aussergewöhnlich ist, dass Strausse Steine fressen (Gastrolithen/Mahlsteine). Vögel haben keine Zähne, die Steine helfen die Nahrung im Magen zu zerkleinern. So kann das Fressen besser verdaut werden.

Speziell sind auch die grossen Kulleraugen, die bis zu 5 cm Durchmesser haben. Und das bei dem verhältnismässig sehr kleinen Kopf. Ihre Sehkraft ist beneidenswert. Ein Strauss soll Feinde in drei Kilometer Entfernung schon wahrnehmen. Dafür hört er nicht gerade gut. Diese Vögel leben nicht auf grossem Fuss, Strausse haben nur zwei Zehen. Bei Gefahr können Strausse allen davonrennen, ist eine Flucht nicht möglich oder wollen sie ihre Eier schützen, können sie zur Verteidigung ihre kräftigen Beine einsetzen. Respekt ist angebracht und es ist nicht ratsam, ins oder zu nah an ein Gehege zu gehen.

Vom Wildtier zum Nutztier
Der grösste und schwerste Vogel der Welt wird 2,5 m hoch und wiegt bis zu 140 kg. Strausse leben in Gruppen. Das schwarz gefärbte Männchen (Hahn) wird im Gehege von seinem braunen Weibchen und einigen Freundinnen (Hennen) begleitet. Rituelle Flügelbewegungen gehören zum Balztanz. Eier legen die Weibchen vom März bis Oktober ca. 60 Stück pro Saison. Während dieser Zeit färben sich der Schnabel und die Beinvorderseite des Hahns rot. Strausse können 40 bis 60 Jahre alt werden. Schlachtreif sind sie jedoch nach 12 bis 15 Monaten. Das Fleisch ca. 30 Kilo pro Tier wird von der Familie Jung direkt ab Hof verkauft. Aus den Eiern werden auch Teigwaren und Merengues hergestellt. Die Haut wird zu Leder verarbeitet und die Knochen zu Hundefutter. Artgerechte Haltung mit grosszügigen Weiden ist der Familie Jung ein Anliegen. Die Tiere sollen ein gutes Leben haben.

Elsi Wepf


Der schwarze Straussenhahn unterscheidet sich von den braunen Hennen.

Rita Jung zeigt ein Straussenei.

Auf dem Straussenhof in Müswangen sind die Küken eine besondere Attraktion.

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